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Ex-Deutsche-Bank-Chef Breuer gestorben

Rolf Breuer ist tot. Der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank starb im Alter von 86 Jahren. (Urheber/Quelle/Verbreiter: picture alliance / Andreas Arnold/dpa)

Im Schatten der Deutsche-Bank-Türme hatte Rolf Breuer noch lange seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben sein Büro. Im Herzen Frankfurts kümmerte sich der ehemalige Chef des größten deutschen Geldhauses um seine zahlreichen Ehrenämter. Doch im hohen Alter reduzierte er die Zahl der Mandate.

Man müsse sich «immer vorstellen, es ist besser, wenn es den anderen leidtut, wenn man geht», sagte er zu seinem 80. Geburtstag 2017 der Deutschen Presse-Agentur. Am Mittwoch ist Breuer nach Angaben der Deutschen Bank im Alter von 86 Jahren «nach längerer Krankheit im Kreise seiner Familie» gestorben.

«Der Rolf hat mich erschossen»

«Mr. Finanzplatz», «Strippenzieher der Deutschland AG» – Breuer sammelte in seiner Karriere viele Attribute. Mit seinem Namen ist der Aufstieg der Deutschen Bank unter die führenden Finanzkonzerne der Welt verbunden – aber auch das teuerste Interview der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

«Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen» – Anfang Februar 2002 sprach Breuer in einem New Yorker Hotelzimmer in ein Reportermikrofon, was viele über das Medienimperium des Unternehmers Leo Kirch dachten.

Gut zwei Monate nach dem Interview reichte KirchMedia Insolvenzantrag ein. Kirch gab Breuer («Der Rolf hat mich erschossen») und dessen damaligem Arbeitgeber die Schuld. Die Beschuldigten wiesen die Vorwürfe stets zurück, für den Niedergang des Kirch-Konzerns verantwortlich zu sein. Ein teurer Vergleich stoppte Anfang 2014 die Prozesslawine: Die Bank zahlte den Kirch-Erben 925 Millionen Euro.

Viele Ehrenämter

Die Frage, ob es ihn belastet habe, dass immer wieder dieser eine Satz zitiert wurde, beantwortete Breuer pragmatisch: «Daran habe ich mich gewöhnen müssen. Man darf das nicht zu sehr an sich herankommen lassen.» Zweifelsohne hat das Ringen um seine Reputation in Gerichtssälen Energie gekostet. Energie, die Breuer sonst lieber in die schönen Dinge des Lebens steckte: Musik, Kunst, Literatur.

International Piano Forum, Schirn Kunsthalle, Feith-Stiftung, Center for Financial Studies – die Liste der Ehrenämter, die Breuer vor allem in seiner Wahlheimat Frankfurt ausübte, ist lang. «Ich bin nie in ein Loch gefallen», sagte Breuer. «Ich habe jedenfalls immer vermieden, zu Hause über die Schnur des Staubsaugers zu fallen.» Breuer war in zweiter Ehe verheiratet. Das Paar hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine Frau hat aus erster Ehe zwei weitere Kinder.

Bei der Deutschen Bank landete Breuer, dessen vollständiger Vorname Rolf-Ernst ist, eher aus Zufall. «Mein Vater hätte gerne gewollt, dass ich Chemiker würde, weil er von diesem Berufszweig das größte Potenzial erwartete. Er hat mich mal in ein Praktikum geschickt und das hatte zum Ergebnis: kein Talent», schilderte Breuer einmal.

Wie er zur Deutschen Bank kam

«Ich hatte keine Ausnahmebegabung: Ich war kein großer Musiker, der daraus hätte einen Beruf machen können. Auch zum Regisseur hat es trotz viel Lust und Engagement nicht gereicht», resümierte Breuer, der in jungen Jahren Cello spielte. «So bin ich aus Not oder Zufall oder Verlegenheit Jurist geworden und Banker. Ich habe nach dem Abitur erst eine Banklehre gemacht, weil mein Vater auch eine gemacht hatte. Und das war schon die Deutsche Bank, so dass ich in meinem Leben nie einen anderen Arbeitgeber gehabt habe.»

Als Breuer im Mai 1997 Hilmar Kopper als Vorstandssprecher der Deutschen Bank beerbte, übernahm er ein auf Deutschland bezogenes Institut mit Schwerpunkten im Kreditgeschäft und bei Privatkunden. Breuer trieb die Internationalisierung des Konzerns voran und baute – gegen manche Widerstände – das Kapitalmarktgeschäft aus.

«Ich habe Rolf Breuer als Banker «alter Schule» im besten Sinne erlebt, mit klassischem Auftritt, aber auch mit enormem strategischem Weitblick», würdigte der amtierende Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. «Vor allem das Großkundensegment und das internationale Geschäft lagen ihm am Herzen, weil er sie als Grundlage für eine starke deutsche Wirtschaft sah.»

Eine der größten Niederlagen Breuers: Auf der Zielgeraden scheiterte 2002 die Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank. Wenig später, im Mai 2002, rückte Josef Ackermann auf den Chefsessel der Deutschen Bank, Breuer wurde bis Mai 2006 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Bank.

Ein abruptes Ende nahm sein Engagement als Chefkontrolleur der Deutschen Börse: Großanleger torpedierten im Frühjahr 2005 zunächst erfolgreich die Übernahme der Londoner Börse LSE und drängten danach Börsenchef Werner Seifert und Breuer aus dem Amt.

Dem Finanzplatz Frankfurt blieb Breuer trotz dieser Rückschläge treu: «Frankfurt ist meine Heimat», bekannte der gebürtige Bonner einst und: «Hier möchte ich alt werden und begraben werden.»

Von Jörn Bender und Friederike Marx, dpa