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Deutsche Bank: Dividende realistisch – Kritik an Boni

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Mai 27, 2021
Dank weiterhin gut laufender Geschäfte macht die Deutsche Bank ihren Anteilseignern zunehmend Hoffnung auf die erste Gewinnausschüttung nach zwei Nullrunden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Dank weiterhin gut laufender Geschäfte macht die Deutsche Bank ihren Anteilseignern zunehmend Hoffnung auf die erste Gewinnausschüttung nach zwei Nullrunden.

Es sei «realistisch …, dass wir nächstes Jahr wieder eine Dividende an unsere Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten können», sagte Konzernchef Christian Sewing bei der digitalen Hauptversammlung des Frankfurter Dax-Konzerns am Donnerstag. Den jüngsten Bonussprung verteidigte Sewing gegen deutliche Kritik der Anteilseigner.

Schon vor der Hauptversammlung hatte Sewing berichtet, dass der Aufwärtstrend nach dem besten Jahresstart seit 2014 anhalte. Ein «weiterhin guter Geschäftsverlauf im zweiten Quartal» bestärke den Vorstand in der Erwartung, 2021 Erträge «auf dem hohen Niveau des vergangenen Jahres» (24 Mrd Euro) zu erreichen.

Analysten und Investoren bescheinigen dem Management große Fortschritte beim Konzernumbau. «Lange galt die Deutsche Bank am Kapitalmarkt als angezählt, heute wird sie als spannende Turnaround-Story gesehen», befand Alexandra Annecke, Fondsmanagerin bei Union Investment. «Wir sehen endlich Licht am Ende des Tunnels.»

Der im April 2018 auf den Chefposten beförderte Sewing hat Deutschlands größtem Geldhaus einen grundlegenden Umbau verordnet inklusive des Abbaus Tausender Stellen. Ein wichtiges Ziel: Die Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft verringern, das in der Vergangenheit mit Skandalen und etlichen teuren Rechtsstreitigkeiten für Negativ-Schlagzeilen sorgte.

Allerdings: Trotz Rückzugs aus dem weltweiten Aktienhandel trug die Investmentbank zuletzt den Löwenanteil zum Gewinn der Deutschen Bank bei. Vor allem die sprudelnden Geschäfte im Kapitalmarktgeschäft bescherten dem Institut 2020 den ersten Jahresüberschuss seit 2014.

«Unsere Bank steht stabil da, viele, wenn auch nicht alle Probleme vergangener Jahre sind abgearbeitet», bilanzierte Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Erst kürzlich mahnte die Finanzaufsicht Bafin mehr Anstrengungen der Bank beim Kampf gegen Geldwäsche an.

Auch üppige Boni etwa für Investmentbanker kommen bei Aktionären nicht gut an. «Die variablen Vergütungen sind 2020 um 29 Prozent gestiegen. Das ist zu viel in einem Jahr, in dem die Bank gerade einmal eine Milliarde Euro vor Steuern verdient hat», kritisierte Andreas Thomae von Deka Investment. Der Bonustopf für 2020 war auf 1,9 Milliarden Euro angeschwollen. Die Vergütung des Vorstands stieg von 36 Millionen Euro im Vorjahr auf 50 Millionen Euro.

Es gebe bei dem Institut seit Jahren «ein eklatantes Missverhältnis zwischen Boni und Dividenden», bemängelte Annecke. «Auch der Vorstand der Deutschen Bank wird im Vergleich zu anderen europäischen Banken überdurchschnittlich entlohnt, während die Profitabilität unterdurchschnittlich ist.»

Klaus Nieding als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte, es gehe nicht an, milliardenschwere Boni auszuschütten und andererseits den Eigentümern ihren Anteil vorzuenthalten. Nieding betonte: «Wir rechnen fest mit einem Gewinn und auch mit einer Dividende für das laufende Geschäftsjahr.»

Sewing verteidigte den Sprung bei der variablen Vergütung: «Insgesamt hätten unsere Geschäftsergebnisse für sich betrachtet eine noch höhere variable Vergütung gerechtfertigt.» Die Bank habe entsprechend der Erwartung der Aufseher aber einen «maßvollen Ansatz angewendet». Sewing betonte, angesichts des Wettbewerbs um Talente sei es «notwendig und richtig», Mitarbeiter «marktkonform und entsprechend ihrer herausragenden Leistung zu vergüten»: «Nur so können wir langfristig wieder nachhaltig profitabel werden und auch wieder Dividenden (…) ausschütten.»

Die Konzernführung räumt zwar ein, dass beim Aktienkurs trotz des jüngsten Aufwärtstrends noch Luft nach oben ist. Achleitner sieht die Bank jedoch auf Kurs zu «nachhaltiger Profitabilität». Für den seit 2012 amtierenden Chefkontrolleur war es die vorletzte Hauptversammlung in dieser Funktion. Achleitner bekräftigte, dass er bis zum Ablauf des Aktionärstreffens im kommenden Jahr im Amt bleiben werde. Zu seiner Nachfolge werde der Nominierungsausschuss des Aufsichtsrates «zu gegebener Zeit» einen Wahlvorschlag unterbreiten.

Als möglicher Achleitner-Nachfolger wird immer wieder Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer gehandelt, der seit vergangenem Mai Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank ist. Auch der ehemalige Volkswagen-Finanzvorstand Frank Witter, den die diesjährige Hauptversammlung fast einstimmig in das Kontrollgremium wählte, gilt als möglicher Kandidat für den Aufsichtsratsvorsitz.