Die Nachfrage nach Bargeld ist trotz des wachsenden Trends zum Bezahlen ohne Scheine und Münzen unverändert groß.
«Ich vermute, dass die Menschen in der Corona-Krise aus Verunsicherung und wegen fehlender Möglichkeit, Geld auszugeben, Bargeld gehortet haben», sagte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann der Deutschen Presse-Agentur. «Die Unsicherheit in der Pandemie ist hoch.» Bei schätzungsweise 40 Prozent der Bargeldnachfrage in Deutschland vermutet die Bundesbank Hortung im Inland als Motiv.
Dabei könnte der Notenbank zufolge auch die Vermeidung von Negativzinsen eine zunehmende Rolle spielen. Geschäftsbanken im Euroraum müssen 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Viele Geldhäuser geben die Kosten dafür an Geschäftskunden, zunehmend aber auch an Privatkunden weiter.
Zugleich gilt Bargeld vielen Menschen in Krisenzeiten als sicheres Wertaufbewahrungsmittel. Besonders zu Beginn der Pandemie in Europa im März 2020 war die Banknotennachfrage sehr hoch. Insgesamt stieg der von der Bundesbank ausgegebene Wert der Scheine im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent. Eine ähnlich hohe Wachstumsrate des Bargeldumlaufs hatte es zuletzt 2014 mit 10,2 Prozent gegeben.
«Wann und wie sich die Entwicklung im Zuge sinkender Corona-Zahlen und der damit verbundenen Lockerung der Beschränkungen normalisiert, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen», sagte Beermann. «Wir stellen in unseren Filialen aktuell fest, dass die Bargeldeinzahlungen und -auszahlungen wieder steigen.»
Ende Mai 2021 waren von der Bundesbank ausgegebene Banknoten im Wert von 839 Milliarden Euro im Umlauf, das waren 52 Milliarden oder 6,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Das Bezahlverhalten der Verbraucher in Deutschland hatte sich im Corona-Krisenjahr 2020 verändert. Einer jüngst veröffentlichten Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zufolge wird jeder dritte Einkauf im stationären Handel mittlerweile per Karte bezahlt. «Die Krise hat den Rückgang des Barumsatzes im stationären Handel um mindestens drei Jahre beschleunigt. Karten sind – neben dem deutlich gewachsenen Online-Geschäft – die eindeutigen Gewinner der Krise», erläuterte Studienautor Horst Rüter.
Bargeld ist der Bundesbank zufolge mit einem Transaktionsanteil von 60 Prozent aber noch immer das mit Abstand meistgenutzte Zahlungsmittel in Deutschland. Die Notenbank geht davon aus, dass Scheine und Münzen auch nach der Corona-Krise ein beliebtes Zahlungsmittel bleiben werden – und auf absehbare Zeit das meistgenutzte.