Das Ölkartell Opec und seine Partnerländer versuchen heute eine Einigung über ihre Förderstrategie zu finden. Die als Opec+ bekannte Allianz aus rund zwei dutzend Ölexporteuren konnte sich gestern nicht darauf verständigen, wie weit ab August die Ölhähne aufgedreht werden sollen.
Die von Saudi-Arabien dominierte Opec und die von Russland angeführten Kooperationspartner diskutieren nach Angaben der russischen Staatsagentur Tass darüber, ihre tägliche Fördermenge zwischen August und Dezember um 400.000 Barrel (je 159 Liter) auszuweiten. Noch wird darüber gestritten, von welcher Berechnungsgrundlage aus die Erhöhung stattfinden soll.
Würde sich Opec+ für eine Erhöhung in dieser Größenordnung entscheiden, wäre der Markt aus Sicht von Experten trotzdem noch unterversorgt. Laut dem Opec-Vorsitzenden und angolanischen Ölminister Diamantino Azevedo gibt es jedoch gute Gründe für Zurückhaltung: Zwar habe sich die globalen Konjunktur erholt, doch die ansteckenderen Virusvarianten und die Schuldenberge könnten den Aufschwung bremsen, sagte er.
Fördermengen drastisch gekürzt
Opec+ hatte im Vorjahr die Tagesproduktion um rund 9,7 Millionen Barrel (159 Liter) gekürzt, um den Verfall der Ölpreise zu stoppen, die zu Beginn der Pandemie wegen Reisebeschränkungen und Produktionsausfällen unter Druck geraten waren. Seitdem hat die Allianz die Beschränkungen nach und nach aufgehoben. Mit den zur Diskussion stehenden Steigerungen wären die Fördermengen jedoch noch immer deutlich geringer als vor der drastischen Kürzung im Vorjahr.
Die Ölpreise profitierten gestern deutlich von dem eher vorsichtigen Kurs des Ölverbunds Opec+. In der Spitze markierten die Erdölpreise erneut mehrjährige Höchststände. Ein Barrel der Nordseesorte Brent stieg bis auf 76,71 US-Dollar, ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate kostete bis zu 76,22 US-Dollar. Das waren jeweils die höchsten Stände seit Oktober 2018.