• Do. Nov 21st, 2024

Zwei Drittel der Industrie leidet unter Materialmangel

Rekordwert an Materialmangel wieder übertroffen: Zusehends leere Lager werden für die deutsche Industrie zu einem immer ernsteren Problem. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Materialmangel wird für die deutsche Industrie zu einem immer ernsteren Problem. 64 Prozent der vom Ifo-Institut befragten Unternehmen beklagen Engpässe und Probleme bei Vorlieferungen als Hindernis für ihre Produktion.

Bereits im Vorquartal hätten die Unternehmen einen Rekordwert gemeldet, der nun deutlich übertroffen worden sei, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe in München. «Das könnte zu einer Gefahr für den Aufschwung werden.»

Derzeit bedienten die Hersteller die Nachfrage noch aus ihren Lagern, die sich aber zusehends leerten, sagte Wohlrabe. «Problematisch sind auch die teilweise stark gestiegenen Einkaufspreise.» 83 Prozent der Autohersteller und -zulieferer und 84 Prozent der Hersteller elektrischer Ausrüstungen spürten die Knappheit bei Halbleitern und Chips. Die stark gestiegenen Preise für Kunststoff-Granulate machten den Herstellern von Gummi- und Kunststoffwaren deutlich zu schaffen (79 Prozent). Bei den Herstellern elektronischer Geräte beklagten 72 Prozent Materialmangel. Das Ifo-Institut hatte im Juli rund 2700 Industrieunternehmen befragt.

Maschinenbau: Materialmangel erschwert Produktion

Materialengpässe bereiten auch Deutschlands Maschinenbauern immer größere Sorgen. «Bereits 70 Prozent der Unternehmen im Maschinenbau sehen ihre Produktion durch einen Materialmangel deutlich erschwert», sagte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Branchenverbandes VDMA mit Blick auf die Ifo-Umfrage. Das sei der höchste Wert seit Veröffentlichung des gesamtdeutschen Indikators.

Betroffen vom Materialmangel sind Wiechers zufolge alle Teilbranchen des Maschinenbaus. Besonders knapp seien Elektronikkomponenten und Stahl. Die schlechte Versorgungslage dürfte auch ein Grund für die weniger euphorische Stimmung der Unternehmer sein, erläuterte Wiechers. «Die Knappheit bei den Vorprodukten dämpft die Produktionspläne der Unternehmen.» Zudem setzten wieder steigende Infektionszahlen in vielen für den Maschinenbau wichtigen Märkten die Lieferketten weiter unter Druck.

Trotz der Probleme geht der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) weiter davon aus, dass die exportorientierte deutsche Schlüsselindustrie die Produktion in diesem Jahr um 10 Prozent steigert. Die Auftragsbücher haben sich nach dem Corona-Jahr 2020 kräftig gefüllt. Die Auslastung der Kapazitäten lag im Juli bei 88,3 Prozent und damit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 85,9 Prozent.